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Der Verkaufsanhänger

Der Verkaufsanhänger für griechische Spezialitäten rollt nach telefonischer Ankündigung  pünktlich auf den Hof. Das Zugfahrzeug ist ein normaler Mercedes-Kombi, allerdings an Kühler und Motorhaube getarnt wie ein Erlkönig. Drei Mann Besatzung prüfen mehrmals, ob der Anhänger sicher abgestellt wird und auch gefahrlos über Nacht stehen bleiben kann. Eingehend wird die (defekte) Mechanik der Verkaufsklappe erklärt, vorgeführt und abgefragt. Die Schlüssel werden übergeben. Ich überprüfe das vorher aufgegebene Maß der fehlenden Scheibe und muss die Abweichung ausdiskutieren. Ich erkläre die Glasart und warum diese verwendet werden muss. Ich bestätige, dass der vereinbarte Preis sich nicht ändert. Ich versichere, dass der Wagen am nächsten Tag fertig ist und abgeholt werden kann. Als ich sage, dass meine Leute heute noch mit der Arbeit beginnen, legen sich die Stirnen in Falten. „Machst Du nicht selbst?“ Es gelingt mir, darzulegen, dass ich die gewonnenen Informationen in Gänze weitervermitteln kann und meine Gesellen befähigt sind, die Reparatur auszuführen. Nach einem abschließenden Rundgang um den abgestellten Anhänger fahren die Drei dann vom Hof.

Die Übertragung des Arbeitsauftrags an den Gesellen gestaltet sich dagegen wohltuend einfach: „Mach die Kiste man heute noch fertig, die wird morgen früh abgeholt.“

Meine Lehrlinge. Heute: Mario

Seit ich Meister bin, bilde ich auch Lehrlinge aus. Ich halte das für meine gesellschaftliche Pflicht und der Fachkräftemangel kommt ja sowieso. Ich habe nie großartig Stellen ausgeschrieben oder um Lehrlinge geworben, die Anwärter kamen meist aus eigener Initiative oder waren vorher Praktikanten. Als schulische Voraussetzung für den Beruf des Glasers wird ein Hauptschulabschluss erwartet, eine höhere Bildung ist gerne gesehen. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die Berufsbilder immer anspruchsvoller werden, das mitgebrachte Schulwissen aber gleichzeitig immer lückenhafter wird. Ich sehe mir die Zeugnisse natürlich an, aber letztendlich bin ich der Meinung, dass man den jungen Leuten die Möglichkeit geben sollte, sich in der Praxis zu beweisen. Ich halte nichts davon, Castings zu veranstalten oder Mathetests schreiben zu lassen. Und eine topgestylte Bewerbungsmappe ist meistens nur das Ergebnis eines entsprechenden Kurses und zeigt nicht das Können des Auszubildenden. Beim Vorstellungsgespräch kläre ich den Bewerber gründlich darüber auf, dass der Beruf körperlich anstrengend und gefährlich ist und der Verdienst dafür nicht gerade übermäßig. Das ist die Konfrontation mit der Realität.

Wenn das verstanden ist, gibt es den Ausbildungsvertrag. Die Probezeit ist dabei lang genug, dass beide Seiten die entsprechenden Eindrücke sammeln können. Der wahre Charakter zeigt sich erst nach einiger Zeit, das trifft auf den Bewerber wie auf den Beruf selbst zu. Eine etwaige Fehlentscheidung kann dann auf einfache Weise aufgehoben werden.

Als Mario zum Vorstellungsgespräch kommt, steht er klein und schmächtig vor mir, hat ein sehr schlechtes Zeugnis dabei und einen kleinen Zettel, auf dem er sich Fragen notiert hat. Fragen nach der Berufsschule, nach der Arbeitskleidung, nach der Busverbindung, nach den Pausen und ob er den Führerschein bezahlt bekommt. Der macht sich wenigstens Gedanken, denke ich. Er bekommt seine Chance und damit hat er die Lehrstelle.

Nach Ausbildungsbeginn haben wir einen sehr willigen, fleißigen Arbeiter, der sich sogar auf die Berufsschule freut. „Vielleicht kann ich meine Noten verbessern. Vielleicht mache ich sogar meinen Realschulabschluss nach.“ Der Altgeselle macht ihm sofort klar, dass er seine Noten ziemlich sicher nur verbessern könne, weil verschlechtern wohl kaum noch ginge. Mario nimmt es als Ansporn.

Einige Tage später meldet mir der Geselle, dass er sein Geld nicht finden kann, er sich aber ganz sicher ist, welches eingesteckt zu haben. Und in der Woche darauf ist er sich sicher, dass er im Frühstücksraum bestohlen wird.  Da wir alle lange Jahre zusammen arbeiten, ohne dass je etwas gestohlen wurde, fällt der Verdacht natürlich sofort auf Mario. Ich überlege, ihn darauf anzusprechen, verwerfe den Gedanken aber wieder. Er würde abstreiten, die Diebstähle würden vermutlich aufhören, aber es bliebe der Verdacht und ein ungutes Gefühl. Stattdessen überlegen wir uns eine Falle. Wir kopieren die Geldscheine, die der Geselle dabei hat und lassen den Lehrling im Frühstücksraum abwaschen. Nach einiger Zeit schicke ich ihn mit einem anderen Gesellen auf eine Baustelle, der Geselle hat Anweisung, ihn genauestens zu beobachten. Währenddessen stellt der Altgeselle tatsächlich den vollzogenen Diebstahl fest, alle Geldscheine sind weg. Der Rest ist jetzt Sache der Polizei. Die holt Mario mit einigem Aufsehen von der Baustelle und bringt ihn zu uns. Da er die Tat vehement bestreitet, und dann noch anfängt, die Beamten zu beschimpfen, verschwinden die kurzerhand mit ihm im Keller und machen eine gründliche Personenkontrolle. Das Geld finden sie dabei in seinem Strumpf. Der Vergleich mit den Kopien der Geldscheine überführt ihn schließlich.

Ich habe leider keine andere Wahl, als das Ausbildungsverhältnis zum selben Zeitpunkt zu beenden.

Das sollen die Kinder machen!

Immer öfter fiel mir in letzter Zeit in den umliegenden Siedlungen auf, dass Hausbesitzer im Rentenalter keine Investitionen mehr tätigen wollen oder können.
Ich komme zum Aufmaß, meistens wegen einer zerbrochenen Scheibe. Die muss repariert werden, das ist klar und unvermeidlich. Aber wenn ich dann anmerke, dass die anderen Scheiben alle schon blind sind und man mit neuem Isolierglas ja auch Energie sparen könnte und behaglicher würde es auch – „Nein!“, werde ich sofort unterbrochen, „wir machen hier nichts mehr. Das können unsere Kinder später machen, wenn die das Haus übernehmen.“
Die Kinder – in den meisten Fällen sind das Leute über fünfzig – sehen das vermutlich anders. Oft genug habe ich die Gelegenheit, auch mit diesen Leuten zu sprechen und dabei wird klar, dass meist gar kein Interesse oder nicht die finanzielle Möglichkeit besteht, ein Haus mit Sanierungsstau zu übernehmen. „Wir verkaufen sofort.“ habe ich schon mehrmals gehört, aber dabei gilt es zu bedenken, dass ein Haus, dass technisch und energetisch nicht auf dem neuesten Stand ist, heute schwer oder gar nicht zum gewünschten Preis zu verkaufen ist. Dies wird mit der Einführung der neuen Energieeinsparverordnung, vermutlich im nächsten Jahr, noch erschwert, weil bei Verkauf und Vermietung schon in der Immobilienanzeige die Energiekennwerte angegeben werden müssen. Letztendlich führt das dazu, dass die Häuser, die für die derzeitigen Bewohner hohe Werte darstellen, in Wirklichkeit gar keinen Wert mehr haben. Was Wert hat, ist nur noch das Grundstück, die Lage. Dazu kommt, dass in so einem typischen Siedlungshaus – zweimal angebaut, Stufe runter, Stufe wieder hinauf – heute niemand mehr wohnen will, da haben sich die Ansprüche schon etwas gewandelt. In der Regel werden die Häuser einfach abgerissen und ein dreiviertel Jahr später steht da so ein neuer Wohnwürfel, wie sie derzeit überall gebaut werden. Das habe ich in letzter Zeit mehrfach beobachtet und das Bild der Siedlungen wandelt sich sehr schnell und sehr stark.

Und ich vermute, dass es über kurz oder lang unseren Villenvierteln genauso ergehen wird.

 

Praktikanten

Um möglichst vielen Menschen einen Einblick in den Beruf des Glasers  zu ermöglichen, biete ich jedem einen Praktikumsplatz, der danach fragt, ich habe tatsächlich noch Niemanden abgelehnt. Ich hatte Schülerpraktikanten von Haupt- und Realschulen, Schulabbrecher aus Maßnahmen des Arbeitsamtes, Gescheiterte aus Entzugsprogrammen, Leute aus Fördergesellschaften und Auffangmaßnahmen. Viele wurden vermittelt, manche kamen freiwillig. Die Praktika dauern in der Regel zwei Wochen, manchmal länger, einige brechen nach wenigen Tagen oder sogar Stunden ab. Vom Arbeitsamt sollte einmal ein Mädchen kommen, das dann aber anstelle des sehr kurzfristig und eilig vereinbarten Praktikums  eine Urlaubsreise mit seiner Mutter vorgezogen hat. Über die Einstellung der Mutter kann man dabei auch einmal nachdenken.

Gerade habe ich seit Frühjahr einen Jugendlichen, der sein Praktikum solange ausdehnen konnte, bis er im Herbst seine Ausbildung bei uns beginnen kann. In diesem Fall ist das Praktikum ideal verlaufen und hat sein Ziel voll erreicht. Wir als Betrieb konnten den Jungen langfristig beobachten und prüfen, ob er zuverlässig und belastbar ist und in unser Team passt, er selbst bekam einen umfassenden Ausblick auf das spätere Berufsleben. Alles gut.

Häufiger läuft es anders.

Kevin* kommt häufig zu spät. Nachdem die üblichen Korrekturversuche keinen Erfolg zeigen, stellt sich heraus, dass der Junge schlafwandelt. „Ich kann nicht aufstehen, ich merke ja nicht, wenn der Wecker klingelt.“ Ich schlage vor, sich irgendeine Methode zu ersinnen, notfalls mit ärztlicher Hilfe, den Weckvorgang in den Griff zu bekommen, aber es zeigt sich, dass er mit seiner Ausrede bisher immer gut durchgekommen ist und daher nichts ändern möchte. Ich erkläre ihm die Notwendigkeit von Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im beruflichen Leben, erreiche ihn aber nicht wirklich. Er sieht keine Notwendigkeit, an sich zu arbeiten und beendet das Praktikum.

Roland* ist Anfang dreißig, ein Nervenbündel, und erscheint mit seinem Betreuer. Der versichert mir, der Roland wäre jetzt langsam so weit, dass er zwei Stunden täglich arbeiten könne. Ein Drogenproblem hat seinen Körper und Geist aufs Äußerste mitgenommen, eine jahrelange Therapie liegt bereits hinter ihm. Ich willige ein, wir versuchen es mal mit dem Arbeiten. Leider zeigt sich, dass hier ein normales Leben nicht und wahrscheinlich auch nie mehr möglich sein wird. Nach einigen Wochen geht Roland in die Therapie zurück. Es war uns nicht gelungen, ihn dazu zu bewegen, sich einen Fehler einzugestehen. Jedes Ansprechen löste sofort heftigsten Widerstand aus, auch die Arbeitszeit konnten wir nicht wirklich ausdehnen. Er ist den Belastungen eines Arbeitslebens in keiner Weise gewachsen. Monate später schreibt er uns einen Brief, in dem er berichtet, dass er jetzt eingesehen habe, dass er damals das Verkitten wohl doch nicht ganz richtig gemacht hatte. Es geht also noch aufwärts mit ihm.

Florian* ist 21 Jahre alt, hat vor fünf Jahren ohne Abschluss eine Förderschule verlassen und bis jetzt nichts gemacht, außer auf Kosten seiner Freundin zu leben. Die Arbeitsagentur schickt ihn zu uns und er will unbedingt eine Ausbildung, weil er jetzt eingesehen hat, „dass man das wohl braucht“ und einen Schulabschluss will er auch nachholen. Wie wir später herausfinden, steckt hinter dieser Einsicht eine ihm von seiner Freundin eingeräumte allerletzte Chance, es zu etwas zu bringen. Hochmotiviert tritt er sein Praktikum an und fragt, wann er denn endlich die Firmenkleidung bekommt, damit er sich auch wirklich dazugehörig fühlen kann. Ich kann natürlich nicht jeden Praktikanten gleich komplett einkleiden, gebe ihm aber einen Pullover mit unserem Logo. Ich glaube, er hat ihn rund um die Uhr getragen. Bei der Arbeit fällt den Gesellen zunächst auf, dass er nicht rechnen kann. Gar nicht. Und tatsächlich ist es so. Beim Anzeichnen von Bohrlöchern auf einem Profil muss er 150 cm durch drei teilen und scheitert kläglich. Rechnen kann man ja vielleicht noch lernen denke ich. Meine Frau recherchiert nach Rechenhilfen, macht mit dem Arbeitsamt Nachhilfe klar, aber es stellt sich heraus, dass er auch sonst nichts kann. Er ist mit den einfachsten Dingen überfordert. Wenn er Silikon aus dem Auto holen soll, hat er im Auto bereits vergessen, ob braunes oder weißes und bringt schwarzes. Und beim zweiten Versuch Graues. Beim dritten Versuch weiß er überhaupt nicht mehr, was er holen soll, oder sollte er etwas wegbringen? Er ist nicht in der Lage, die allerniedersten Aufgaben zu erfüllen. Die Gesellen nennen ihn nun nur noch den Atomphysiker, wir müssen das Praktikum beenden. Daraufhin gehen die Beschimpfungen los. Er hätte nie die Chance bekommen, sich zu beweisen, in ihm würde viel mehr stecken und die Berufsschule würde er ganz sicher schaffen. Wir versuchen ihm klarzumachen, dass etwas mit seiner Selbstwahrnehmung nicht in Ordnung sei, aber es ist vollkommen aussichtslos. Seine Freundin verlässt ihn am selben Tag. Zurück bleibt ein junger, gesunder, kräftiger Mann ohne Zukunft.

* Die Namen sind natürlich geändert.

Die große Kälte

Wenn ich mich mit einem Hausmeister treffe, um zerbrochene Scheiben auszumessen, gibt es meistens einen kleinen Fachvortrag gratis dazu. Und zwar von dem Hausmeister für mich. Seltsamerweise haben viele Hausmeister stets alles schon genau überprüft und wissen immer ganz genau, wodurch die Scheiben gebrochen sind. In diesem Fall war es „die große Kälte, das war aber auch frostig letzte Woche“. Als ich erwidere, dass dieser Sprung nicht durch Kälte entstanden ist, macht er eine wegwerfende Handbewegung. „Das sag‘ ich dir aber, das haben wir immer im Winter.“

Gut, dann ist das so. Ich diskutiere nicht, ich maße mir nicht an, ältere Leute zu belehren. Ich weiß einfach, warum die Scheibe gesprungen ist. Ich löse eine Glashalteleiste und fotografiere die verrostete Schraube unter dem fehlenden Klotz.

Bei der Reparatur wird die Scheibe richtig geklotzt, der Flügel hängt nicht mehr, schließt einwandfrei, die Scheibe kann ein langes Leben erwarten. Es sei denn, es wird kalt.

 

Unterwegs

 

Arbeitskreissitzung in Hadamar. Donnerstag, 10-16 Uhr. Der Termin kommt kurzfristig, für den folgenden Freitag und Samstag ist bereits vorher der Termin einer Sitzung eines anderen Arbeitskreises anberaumt. Freitagabend findet die Weihnachtsfeier dieses Arbeitskreises statt. Ein Hotel habe ich in Limburg gebucht, weil das Hotel, in dem ich üblicherweise in Hadamar nächtige, ausgebucht ist. Also eine zusätzliche Übernachtung geordert, Anreise bereits Mittwoch. Mehr Marzipan besorgt, zu jeder Sitzung nehme ich Marzipan mit. Dann kommt, noch kurzfristiger, die Einladung zur Versammlung der Mitglieder des Kompetenzzentrums. Samstag Nachmittag in Hannover. Das liegt dann immerhin auf dem Rückweg. Ein recht kompaktes Programm, mit nur einer Hin- und Rückfahrt zu erledigen, das spart Diesel. Meine Frau begleitet mich.

 

Mittwoch

Abreise am späten Vormittag, zuerst auf dem Weg noch eine Weste zum Besticken abgeben, meiner Tochter auf ihrer Arbeitsstelle das Nikolausgeschenk hineinreichen, dann zum Isolierglaswerk, Schablonen für die Fertigung abgeben. Endlich auf die Autobahn, vor uns liegen 550 km.

Trotz Winterwetter sind die Straßen frei und verkehrsarm, außer in Hamburg natürlich, die Fahrt verläuft entspannt. Während der Pause auf halber Strecke beim Rasthof Dammer Berge stelle ich verwundert fest, dass hier heute keine Reiki-Massage angeboten wird. Wir fahren weiter, es wird bereits dunkel. Am Abend sind wir in Limburg.

Das Hotel macht sich bereits beim Einchecken unbeliebt, weil sofort abgerechnet und kassiert wird. Das Zimmer ist aber in Ordnung, WLAN ist vorhanden und stabil und inbegriffen. Die Aussicht zeigt uns die Drive-In-Spur eines McDonald’s-Restaurants im fahlen Abendlicht. Es liegt Schnee. Das eigentlich geplante Essengehen entfällt zugunsten eines Cappuccinos beim Schnellimbiss, der Fernseher macht schläfrig.

 

Donnerstag

Beim Aufwachen festgestellt, dass harte Matratzen meinem Rücken genauso wenig gut tun wie weiche. Ich bin morgens irgendwie immer kreuzlahm. Das Frühstück überzeugt auch nicht so recht, der Kaffee ist ganz schlimm, die Eier sind weich, aber kalt. Dafür sind die Brötchen gut, man kann ja auch nicht an Allem herummeckern.

Die Standheizung hat das Auto auf angenehme Temperatur gebracht, nach Hadamar ist es nur eine Viertelstunde Fahrt. Die Sitzung findet in kleiner Runde statt. In der Vorweihnachtszeit sind Viele komplett ausgeplant, sodass Termine schwierig zu vereinbaren sind. Fast eine Stunde lang steht ein Hubschrauber über dem Gebäude, niemand weiß, warum.

16 Uhr, Feierabend, zurück nach Limburg. Im Hotel gibt es keine Sauna, verdammt. Wir nehmen ein Taxi nach Hadamar, um beim Griechen essen zu gehen. Wir werden reichlich mit Ouzo verwöhnt. War schlau, das mit dem Taxi. Der Taxifahrer auf dem Rückweg telefoniert mit seinem Handy ohne Freisprechanlage. Leider verloren, es gibt kein Trinkgeld.

 

Freitag

Frei bis Mittag, also etwas länger schlafen, etwas länger frühstücken. Dann ein paar Rechnungen bezahlen, Online-Banking per WLAN ist schon ganz nützlich. Jetzt wäre noch Zeit für einen kleinen Bummel durch Limburg, also los. Als wir das Hotel verlassen, schlägt uns eisiger Wind entgegen. „Wir müssen ja jetzt keinen Stadtbummel machen.“ Zurück aufs Zimmer, wir haben Lektüre dabei.

Mittags fahren wir nach Hadamar. Vor der Sitzung trinken wir stets einen Kaffee beim örtlichen Rewe, da gibt es sehr leckeren Zimt-Schmand-Kuchen, das ist ein Muss.

Die Arbeitskreissitzung ist gut besucht, zur Weihnachtsfeier kommt man gerne, es sind auch neue Gesichter da. Hier hat sich eine sehr bunte Truppe gefunden, alle Altersklassen, alle Berufe, die sich mit Glas befassen, sind vertreten. Die Vertreter aus Sachsen und Thüringen haben Stollen mitgebracht, die natürlich verglichen werden müssen.

Dann zum Schlachter zur Weihnachtsfeier. Die ehemalige Gaststätte wird extra für die Veranstaltung wiederbelebt, das Essen ist ein Klon vom letzten Jahr. Ich bestelle ein Radler und es gibt wie im letzten Jahr wieder keine Sprite. Nachdem ich das anspreche, heißt es: „Ich sehe noch einmal nach“ und dann gibt es immerhin Fanta. Naja. Einige Andere müssen die Weinpreise neu verhandeln. Der Laden ist einfachverglast und schwach beheizt, das Fest ist daher auch ziemlich schnell vorbei, es wird kalt.

 

Samstag

Eigentlich wäre ja heute der zweite Teil der Arbeitskreissitzung, aber ich muss ja nach Hannover. Schneefall ist angesagt, Starkschneefall. Wir stehen daher zeitig auf und frühstücken. Dann verstauen wir das Gepäck und fahren los, unser Ziel ist ein Hotel in der Innenstadt, Nähe Hauptbahnhof. Die Stadt ist brechend voll an diesem Adventssamstag, mit sehr viel Glück bekomme ich einen Parkplatz direkt vor dem Hotel. Meine Frau wird den Parkautomaten nachladen, wenn es erforderlich ist.

Die Veranstaltung wird aber zügig abgewickelt, im Anschluss essen wir noch ein Stück Pizza im Stehen, wir wollen ja keine Restparkzeit verschenken.

Nach Lübeck ist es nun nicht mehr weit, aber wir brauchen eine ganze Zeit, um aus der Stadt herauszukommen. Bis Lübeck fällt die Temperatur bis auf -7°C und es liegt Schnee. Als wir zuhause eintreffen, haben die Teens das Haus in eine Weihnachtsbäckerei verwandelt, es gibt Kekse.

Den Aktenberg zur Nacharbeit hebe ich mir für später auf.

Am Gartentor gescheitert

Immer wieder wundere ich mich bei Kundenbesuchen über den Zustand der Gartentore.

Es scheint, als würden diese Durchlässe in vielen Fällen sträflich vernachlässigt. Viele öffnen und schließen nur schwer oder man muss spezielle Griffe anwenden, die man als Besucher natürlich nicht kennt. Nicht selten stehe ich verblüfft vor einem Tor und versuche, komplizierte Hunde- und Kindersicherungen zu überwinden. Am gefährlichsten sind die hinterhältigen Gartentüren. Die öffnen sich ganz leicht und normal, aber nur, um nach zwanzig Zentimetern abrupt zu blockieren, just in dem Moment, in dem man an genau der Stelle seinen Fuß hinsetzen will. Ich staune immer, wie die Bewohner das so hinnehmen können, wo sie doch täglich mehrmals da durch müssen. Fragt man nach, kommt als Antwort meistens etwas wie: „Ja, das Tor, haha, das schließt nicht richtig. Das wird aber repariert, das wollten wir ja schon letzten Sommer machen.“

Ich glaube, vielen Gartentoren würde etwas mehr Aufmerksamkeit ganz gut tun.

Hier ein Beispiel der Kategorie „Gebraucht, gut erhalten“.

Die Geschichte hinter den Scherben

Jeder Glasschaden erzählt eine Geschichte. Oft eine ganz Unbedeutende, Alltägliche. Die zugefallene Tür aufgrund von Durchzug. Dieses „ich habe meinen Schlüssel vergessen und dann eine Scheibe eingeschlagen.“ Die kaputte Glasschranktür beim Umzug, das heruntergefallene Bild, das zerschmetterte Glasbord, der Einbruch – für uns alles nichts Besonderes.

Manchmal aber sind die Umstände, die zum Glasbruch führen, auch tragisch. Der Mann, der in den Lichtausschnitt einer Innentür fällt und danach in ein wochenlanges, künstliches Koma versetzt werden muss. Die allein lebende Rentnerin, die am Freitag stürzt, aber erst am Montag von den Nachbarn vermisst wird. In solchen Fällen ist die Feuerwehr nicht zimperlich mit verglasten Hintertüren und das ist ja auch richtig so. Die Dame wird verletzt, unterkühlt und dehydriert aufgefunden und seit Tagen auf der Intensivstation stabilisiert. Hunde springen gar nicht so selten durch Scheiben. Diese Art von Geschichten erleben wir auch immer wieder mal.

Dann gibt es diese Fälle, die einen zum Staunen bringen. Eine Taube kommt durch eine Wohnzimmerscheibe geflogen, nur Sekunden später der Habicht hinterher. Nach einer wüsten Zimmerrunde und reichlich Blutverlust verschwinden beide auf demselben Wege und lassen eine verstörte Jugendliche zurück. Bei unserem Steuerberater kam eine Ente in den Besprechungsraum geflogen, auch durch die geschlossene Fensterscheibe. Das Tier hat überlebt und watschelte angeschlagen durch den Raum.

Und dann gibt es Geschichten, die glaubt man nur, wenn man dabei war.

Eine Erdgeschosswohnung an einer großen Lübecker Ausfallstraße, Kunststofffenster, ein kleines Rasenstück vor dem Block, auf dem Grün liegen ein paar Plastik-Kleinteile. Nach mehrmaligem Klingeln dröhnt endlich der Summer, ich gehe die drei Stufen hoch und stehe vor der geöffneten Wohnungstür. „Hallo? Der Glaser ist da.“ „Komm’ rein, ich kann nicht schon wieder aufstehen.“ Ich gehe der Stimme entgegen und betrete ein Zimmer mit einem Chaos, wie ich es noch nie gesehen habe. Der ganz offensichtlich stark alkoholisierte Mann liegt mitten im Raum und um ihn herum verteilen sich die Reste und Trümmerteile folgender Dinge: Ein Schallplattenspieler, ein zerborstenes Aquarium samt umgestürztem Unterschrank und zappelnder Fische, ein größerer Vogelkäfig, eine enorme Menge nasses Vogelfutter, ein Schreibtischstuhl, eine Schreibtischlampe, ein zusammengebrochenes Bett, Dutzende Bierflaschen, die Scherben der  Fensterscheibe, ein offensichtlich toter Papagei, dazu reichlich Blut , die Spritzer sind bis hoch zur Zimmerdecke zu sehen.

„So ein Ärger!“ sagt der Typ und widersprechen kann man da wohl kaum.

Ich sehe eine stark blutende Verletzung am Oberschenkel des Mannes und es scheint nicht verkehrt, den Rettungswagen zu rufen.

Später, in trauter Runde mit der Polizei und den Sanitätern, nachdem die Wunde versorgt ist, bekommen wir heraus, was passiert war. Der Mann hatte zum Lüften das Fenster geöffnet, aber nicht beachtet, dass der Vogelkäfig ebenfalls offen war. In dem Moment, in dem der Papagei in Richtung Fenster abhob, hob er zeitgleich vom Bett ab, um die Flucht zu verhindern. Dies gelang, wobei der Vogel vermutlich schon beim Zupacken starb, aber unser Held landete irgendwie mit dem Plattenspieler auf dem Aquarium, dass dieser Belastung leider nicht standhalten konnte. Den nun nassen, unbrauchbaren Plattenspieler warf er dann vor Wut aus dem Fenster, daher die Plastiksplitter des Deckels auf dem Rasen. Nach einigen Minuten der Besinnung kam er zu dem Entschluss, den Plattenspieler wieder hereinholen zu müssen. Der kürzeste Weg dafür war die Luftlinie zurück durch das Fenster, welches aber inzwischen durch den Durchzug wegen der offen gelassenen Wohnungs- und Haustür zugefallen war. Also landeten drinnen im Zimmer auch noch die Scherben einer Isolierglasscheibe, an denen er sich schließlich verletzte. Und dann rief er zuerst bei uns an, weil er die Scheibe schnell repariert haben wollte.

Wir haben das Fenster dann notverglast und als die bestellte Scheibe zwei Tage später eingesetzt wird, ist das Zimmer bereits tiptop renoviert.

Augmented Reality

Irgendwann erreicht einen die Zukunft dann doch. Diesmal in Gestalt von Bildern mit eingeblendeten Zusatzinformationen. Mit der App Sun Seeker kann man in einem Foto Informationen über den Verlauf der Sonne anzeigen lassen. Das kann sehr hilfreich sein, wenn man die Notwendigkeit von Sonnenschutzglas beurteilen muss, oder das mögliche Auftreten von Schlagschatten bei der Glasauswahl berücksichtigen möchte.

Zudem ist es natürlich eine schöne Spielerei.

Da gibt es doch ’ne App dafür

Handwerkersuche über eine App für das Smartphone ist ja nun nicht mehr so exotisch.

Es gibt eine Glaser-App der Gesellschaft für berufliche Förderung des Glaserhandwerks mbH und des Glaserinnungsverbands Nordrhein-Westfalen, mit der man derzeit aber nur Betriebe aus Niedersachsen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen findet. Die jeweilige Landesinnung muss den Aufnahmeantrag stellen. Für Schleswig-Holstein sehe ich leider schwarz. Zitat Landesinnungsmeister: „Das kostet 15 EUR, ich weiß nicht, ob wir das bei unseren Mitgliedern durchsetzen können.“

Wir werden das auf der nächsten Innungsversammlung Ende November besprechen.

Beim Blättern in der Zeitschrift „Nord-Handwerk“ stieß ich auf eine weitere App, die sich „Handwerkerradar“ nennt, die auch die Betriebssuche anbietet. Hier sind die Handwerkskammern zuständig, aber derzeit leider nur in sehr kleiner Zahl präsent. Ich habe bei der Handwerkskammer Lübeck um Aufnahme gebeten und wurde durch Herrn Grünke, den zuständigen Mann für Öffentlichkeitsarbeit, über den Stand der Dinge aufgeklärt. „Das muss erst durch die Gremien, wir haben uns das für Anfang 2013 auf die Agenda geschrieben.“

Na gut, das ist ja bald.

 

Update 01.12.2012

Auf der gestrigen Innungsversammlung wurde einstimmig beschlossen, dass die Landesinnung Schleswig-Holstein der Aufnahme in die Glaser-App zustimmt. Die Kosten betragen für die Mitgliedsbetriebe einmalig 17,85 EUR.