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Aufgeben ist nicht!

Von Eddis Vorgeschichte wissen wir noch gar nicht viel, er kam im Alter von 10 Jahren aus Ghana, hat hier die deutsche Sprache erlernt und den Hauptschulabschluss geschafft. Dann wurde eine Lernbeeinträchtigung festgestellt und eine Betreuungsgesellschaft kümmerte sich um ihn. Irgendwann kam er mit seinem Betreuer zu uns. Anscheinend spricht es sich mittlerweile herum, dass wir unkompliziert Hilfe leisten und Chancen geben. Um festzustellen, ob eine Ausbildung zum Glaser in Frage kommt, wurde ein längeres Praktikum vereinbart. Bei entsprechender Eignung sollte er daraufhin eine Lehrstelle bekommen. Leider hat es dafür nicht gereicht. In einer Ausbildung wird am nächsten Tag auf dem Wissen vom Vortag aufgebaut. Wenn das Wissen vom Vortag aber nur sehr begrenzt oder nicht zur Verfügung steht, funktioniert das nicht, auch nicht mit gutem Willen. Der Wille war zweifellos da, verbunden mit einer sehr freundlichen, offenen Art, viel guter Laune und steter Pünktlichkeit. Es musste also eine Stelle mit einer Tätigkeit geschaffen werden, die kein großes Fachwissen erfordert. Und dann fiel mir auf, dass wir niemanden haben für die Tätigkeiten, für die eigentlich niemals Zeit ist, die keiner so gerne macht, die man lange vor sich her schiebt. Fegen, auch mal in den Ecken und unter den Regalen, Aufräumen, ein Sammelsurium von Schrauben sortieren, Unkraut zupfen, Hecke schneiden, Wagen waschen, auch mal Handlangerdienste für die Gesellen, all diese Sachen. Einfache fachliche Tätigkeiten sind unter Aufsicht auch möglich, man muss nur immer wieder anleiten und beaufsichtigen. Dies erfordert zwar ein sehr hohes Engagement, aber hier ist es jetzt sauber und aufgeräumt. Im Moment arbeiten wir daran, ihm beizubringen, wie er wiederkehrende Tätigkeiten ohne Aufforderung selbständig ausführen kann. Mit Tagesplan und Aufgabenheft versuchen wir, eine gewisse Routine zu entwickeln. Leicht ist es nicht. Man kann die Geschichte hier nachlesen.

Die Schwierigkeit ist, da ohne jede Erwartung heranzugehen, anders wäre man nur enttäuscht. Und das ist anscheinend auch meine größte Herausforderung, mal etwas anzuordnen und nichts zu erwarten oder zu verlangen. Wenn ich sage: „Du fegst mal die Auffahrt!“, dann fegt er die Auffahrt. Das muss aber nicht bedeuten, dass die Auffahrt danach sauber ist. Wie auch, wenn ihm nie jemand das Fegen beigebracht hat. Also Fegen zeigen, Besen erklären. Welche Besen gibt es, wofür nimmt man welchen? Wo ist überhaupt der Besen wieder? Wo gehört er denn hin? Wie fegt man überhaupt richtig? Schieben? Ziehen? Und morgen erklären wir, wie der zusammengefegte Dreck aufgenommen und richtig entsorgt wird. Ich habe dadurch erst gemerkt, wie viel man eigentlich immer als selbstverständlich voraussetzt.

Ich sehe aber auch an meinen Lehrlingen, dass man heute gar nichts mehr voraussetzen darf. Die können einfach nichts, wenn sie kommen. Die können nicht fegen, nicht abwaschen, nicht putzen. Die kriegen keinen Löwenzahn aus dem Boden. Die wissen auch nicht, welche Hosen- und Schuhgröße sie haben. Die finden, wenn sie vor Hausnummer 47 stehen, die Nummer 38 nicht. Das ist übrigens kein Problem der Schulbildung, Allgemeinbildung haben auch Abiturienten nicht. Man muss wirklich alles erklären, es gibt keinen Ausweg.

Aber Aufgeben ist für mich keine Lösung.

Ich habe derzeit einen Lehrling, der nächstes Jahr auslernt und seine schulischen Schwächen mit zweimal Nachhilfe pro Woche zu bewältigen sucht. Wir entscheiden im Frühjahr, ob wir ihn zur Prüfung anmelden können.

Ich habe einen Lehrling, der die Ausbildung dieses Jahr begonnen hat. Er ist auf einem guten Weg. Den ersten Schulblock hat er mit befriedigenden Ergebnissen abgeschlossen, das Arbeitsamt fördert ihm den Erwerb der Fahrerlaubnis, er bekommt ebenfalls Nachhilfe. Jetzt muss er gesundheitlich noch etwas härter werden („Ich fühle mich heute nicht“) und lernen, sich nicht nur auf Mutti zu verlassen („Ich habe verschlafen, meine Mutter hat mir den Wecker nicht gestellt“). Das wird schon.

Man hat mir vom Grone-Bildungszentrum einen Praktikanten zugespielt, der im nächsten Jahr die Ausbildung beginnen möchte. Nach dem derzeitigen Stand spricht auch nichts dagegen. Er ist wissbegierig und aufnahmefähig und wird zwei Tage in der Woche noch schulisch betreut.

Und dann habe ich kürzlich einen Lehrling von einem Kollegen übernommen, mit dem er nicht zurechtkam, er ist ebenfalls im dritten Lehrjahr. Bei ihm sind leider gar keine Kenntnisse und Fertigkeiten vorhanden, er hat in dem Betrieb tatsächlich nichts gelernt. Bei ihm ist es sicher, dass wir ihn zurückstufen müssen. Auch er bekommt zweimal wöchentlich Nachhilfe. Die Gesellen geben ihr Bestes, ihm das Versäumte zu vermitteln. Mal sehen.

Wie gesagt, Aufgeben ist keine Lösung.

 

1 comment to Aufgeben ist nicht!

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