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Die Geschichte hinter den Scherben

Jeder Glasschaden erzählt eine Geschichte. Oft eine ganz Unbedeutende, Alltägliche. Die zugefallene Tür aufgrund von Durchzug. Dieses „ich habe meinen Schlüssel vergessen und dann eine Scheibe eingeschlagen.“ Die kaputte Glasschranktür beim Umzug, das heruntergefallene Bild, das zerschmetterte Glasbord, der Einbruch – für uns alles nichts Besonderes.

Manchmal aber sind die Umstände, die zum Glasbruch führen, auch tragisch. Der Mann, der in den Lichtausschnitt einer Innentür fällt und danach in ein wochenlanges, künstliches Koma versetzt werden muss. Die allein lebende Rentnerin, die am Freitag stürzt, aber erst am Montag von den Nachbarn vermisst wird. In solchen Fällen ist die Feuerwehr nicht zimperlich mit verglasten Hintertüren und das ist ja auch richtig so. Die Dame wird verletzt, unterkühlt und dehydriert aufgefunden und seit Tagen auf der Intensivstation stabilisiert. Hunde springen gar nicht so selten durch Scheiben. Diese Art von Geschichten erleben wir auch immer wieder mal.

Dann gibt es diese Fälle, die einen zum Staunen bringen. Eine Taube kommt durch eine Wohnzimmerscheibe geflogen, nur Sekunden später der Habicht hinterher. Nach einer wüsten Zimmerrunde und reichlich Blutverlust verschwinden beide auf demselben Wege und lassen eine verstörte Jugendliche zurück. Bei unserem Steuerberater kam eine Ente in den Besprechungsraum geflogen, auch durch die geschlossene Fensterscheibe. Das Tier hat überlebt und watschelte angeschlagen durch den Raum.

Und dann gibt es Geschichten, die glaubt man nur, wenn man dabei war.

Eine Erdgeschosswohnung an einer großen Lübecker Ausfallstraße, Kunststofffenster, ein kleines Rasenstück vor dem Block, auf dem Grün liegen ein paar Plastik-Kleinteile. Nach mehrmaligem Klingeln dröhnt endlich der Summer, ich gehe die drei Stufen hoch und stehe vor der geöffneten Wohnungstür. „Hallo? Der Glaser ist da.“ „Komm’ rein, ich kann nicht schon wieder aufstehen.“ Ich gehe der Stimme entgegen und betrete ein Zimmer mit einem Chaos, wie ich es noch nie gesehen habe. Der ganz offensichtlich stark alkoholisierte Mann liegt mitten im Raum und um ihn herum verteilen sich die Reste und Trümmerteile folgender Dinge: Ein Schallplattenspieler, ein zerborstenes Aquarium samt umgestürztem Unterschrank und zappelnder Fische, ein größerer Vogelkäfig, eine enorme Menge nasses Vogelfutter, ein Schreibtischstuhl, eine Schreibtischlampe, ein zusammengebrochenes Bett, Dutzende Bierflaschen, die Scherben der  Fensterscheibe, ein offensichtlich toter Papagei, dazu reichlich Blut , die Spritzer sind bis hoch zur Zimmerdecke zu sehen.

„So ein Ärger!“ sagt der Typ und widersprechen kann man da wohl kaum.

Ich sehe eine stark blutende Verletzung am Oberschenkel des Mannes und es scheint nicht verkehrt, den Rettungswagen zu rufen.

Später, in trauter Runde mit der Polizei und den Sanitätern, nachdem die Wunde versorgt ist, bekommen wir heraus, was passiert war. Der Mann hatte zum Lüften das Fenster geöffnet, aber nicht beachtet, dass der Vogelkäfig ebenfalls offen war. In dem Moment, in dem der Papagei in Richtung Fenster abhob, hob er zeitgleich vom Bett ab, um die Flucht zu verhindern. Dies gelang, wobei der Vogel vermutlich schon beim Zupacken starb, aber unser Held landete irgendwie mit dem Plattenspieler auf dem Aquarium, dass dieser Belastung leider nicht standhalten konnte. Den nun nassen, unbrauchbaren Plattenspieler warf er dann vor Wut aus dem Fenster, daher die Plastiksplitter des Deckels auf dem Rasen. Nach einigen Minuten der Besinnung kam er zu dem Entschluss, den Plattenspieler wieder hereinholen zu müssen. Der kürzeste Weg dafür war die Luftlinie zurück durch das Fenster, welches aber inzwischen durch den Durchzug wegen der offen gelassenen Wohnungs- und Haustür zugefallen war. Also landeten drinnen im Zimmer auch noch die Scherben einer Isolierglasscheibe, an denen er sich schließlich verletzte. Und dann rief er zuerst bei uns an, weil er die Scheibe schnell repariert haben wollte.

Wir haben das Fenster dann notverglast und als die bestellte Scheibe zwei Tage später eingesetzt wird, ist das Zimmer bereits tiptop renoviert.

1 comment to Die Geschichte hinter den Scherben

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