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Meine Lehrlinge. Heute: Mario

Seit ich Meister bin, bilde ich auch Lehrlinge aus. Ich halte das für meine gesellschaftliche Pflicht und der Fachkräftemangel kommt ja sowieso. Ich habe nie großartig Stellen ausgeschrieben oder um Lehrlinge geworben, die Anwärter kamen meist aus eigener Initiative oder waren vorher Praktikanten. Als schulische Voraussetzung für den Beruf des Glasers wird ein Hauptschulabschluss erwartet, eine höhere Bildung ist gerne gesehen. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die Berufsbilder immer anspruchsvoller werden, das mitgebrachte Schulwissen aber gleichzeitig immer lückenhafter wird. Ich sehe mir die Zeugnisse natürlich an, aber letztendlich bin ich der Meinung, dass man den jungen Leuten die Möglichkeit geben sollte, sich in der Praxis zu beweisen. Ich halte nichts davon, Castings zu veranstalten oder Mathetests schreiben zu lassen. Und eine topgestylte Bewerbungsmappe ist meistens nur das Ergebnis eines entsprechenden Kurses und zeigt nicht das Können des Auszubildenden. Beim Vorstellungsgespräch kläre ich den Bewerber gründlich darüber auf, dass der Beruf körperlich anstrengend und gefährlich ist und der Verdienst dafür nicht gerade übermäßig. Das ist die Konfrontation mit der Realität.

Wenn das verstanden ist, gibt es den Ausbildungsvertrag. Die Probezeit ist dabei lang genug, dass beide Seiten die entsprechenden Eindrücke sammeln können. Der wahre Charakter zeigt sich erst nach einiger Zeit, das trifft auf den Bewerber wie auf den Beruf selbst zu. Eine etwaige Fehlentscheidung kann dann auf einfache Weise aufgehoben werden.

Als Mario zum Vorstellungsgespräch kommt, steht er klein und schmächtig vor mir, hat ein sehr schlechtes Zeugnis dabei und einen kleinen Zettel, auf dem er sich Fragen notiert hat. Fragen nach der Berufsschule, nach der Arbeitskleidung, nach der Busverbindung, nach den Pausen und ob er den Führerschein bezahlt bekommt. Der macht sich wenigstens Gedanken, denke ich. Er bekommt seine Chance und damit hat er die Lehrstelle.

Nach Ausbildungsbeginn haben wir einen sehr willigen, fleißigen Arbeiter, der sich sogar auf die Berufsschule freut. „Vielleicht kann ich meine Noten verbessern. Vielleicht mache ich sogar meinen Realschulabschluss nach.“ Der Altgeselle macht ihm sofort klar, dass er seine Noten ziemlich sicher nur verbessern könne, weil verschlechtern wohl kaum noch ginge. Mario nimmt es als Ansporn.

Einige Tage später meldet mir der Geselle, dass er sein Geld nicht finden kann, er sich aber ganz sicher ist, welches eingesteckt zu haben. Und in der Woche darauf ist er sich sicher, dass er im Frühstücksraum bestohlen wird.  Da wir alle lange Jahre zusammen arbeiten, ohne dass je etwas gestohlen wurde, fällt der Verdacht natürlich sofort auf Mario. Ich überlege, ihn darauf anzusprechen, verwerfe den Gedanken aber wieder. Er würde abstreiten, die Diebstähle würden vermutlich aufhören, aber es bliebe der Verdacht und ein ungutes Gefühl. Stattdessen überlegen wir uns eine Falle. Wir kopieren die Geldscheine, die der Geselle dabei hat und lassen den Lehrling im Frühstücksraum abwaschen. Nach einiger Zeit schicke ich ihn mit einem anderen Gesellen auf eine Baustelle, der Geselle hat Anweisung, ihn genauestens zu beobachten. Währenddessen stellt der Altgeselle tatsächlich den vollzogenen Diebstahl fest, alle Geldscheine sind weg. Der Rest ist jetzt Sache der Polizei. Die holt Mario mit einigem Aufsehen von der Baustelle und bringt ihn zu uns. Da er die Tat vehement bestreitet, und dann noch anfängt, die Beamten zu beschimpfen, verschwinden die kurzerhand mit ihm im Keller und machen eine gründliche Personenkontrolle. Das Geld finden sie dabei in seinem Strumpf. Der Vergleich mit den Kopien der Geldscheine überführt ihn schließlich.

Ich habe leider keine andere Wahl, als das Ausbildungsverhältnis zum selben Zeitpunkt zu beenden.

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